Robert Skidelsky & Edward Skidelsky, Wie viel ist genug?

Buchbesprechung

Wenn von wirtschaftspolitischer Seite gerade mal wieder Wachstum beschworen wird, damit es uns besser geht, ist mir beides meist zu pauschal. Wo soll es wachsen und was ist überhaupt „besser“? Klar, dass man mit abwägenden Headlines und in der kurzen Zeit eines Interviews zuspitzen muss. Trotzdem fliege ich als Leserin auf Bücher, die die Wirtschaftswelt differenzierter analysieren.

Wachstum als Lösungsansatz?

Vater und Sohn Skidelsky haben das in ihrem 2013 auf englisch und 2014 auf deutsch erschienenen Buch getan. Ja, die politischen Akteure sind Geschichte und an Robert Skidelskys Äußerungen zur Krim-Krise 2015 kann man Kritik üben. Trotzdem ist der „alte“ Titel heute immer noch aktuell. Das Buch ordnet das vielfach beschworene Wachstum in die Geschichte der Entwicklung moderner Ökonomie-Richtungen ein, auch für Nicht-Wirtschaftsfachleute.

Spiel der Kräfte

Die beiden Autoren gehen weit in der Geschichte zurück, um von der Antike bis zur Gegenwart den Scheinwerfer auf die philosophischen und gesellschaftlichen Strömungen zu richten, die die jeweiligen Systeme befördert, geprägt bzw. zerstört haben. Wirtschaft und Gesellschaft waren nicht immer getrennte Einheiten. Auch das Primat der Wirtschaft und des Konsums ist eine relativ neue Entwicklung. Die Autoren beleuchten dabei an vielen Stellen die Rolle des Staates. Was muss er gewährleisten? Sie kommen zu dem Schluss, dass der Staat mitnichten als neutraler Stellvertreter den Konsum-Motor am Laufen zu halten hat. Er muss aus ihrer Sicht die Basisgüter zur Verfügung stellen.

Basisgüter

Die Basisgüter, die ein gutes Leben ausmachen, werden im Buch als universell und final definiert. Sie sind unabhängig von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen und zudem gut aus sich selbst heraus, nicht nur als Mittel zum Zweck. Gesundheit wird nicht erst durch einen Zweck gut und wertvoll. Zu essen zu haben, trägt zur Gesundheit bei und ist kein Basisgut, denn Nahrung allein könnte auch ungesund sein. Auf diese Weise definieren die Autoren weitere Basisgüter (z.B. Sicherheit, Respekt, Persönlichkeit u.a.), die – sofern man nicht sowieso zustimmt – wenigstens als Diskussionsgrundlage dienen können, was wir denn von einer guten Zukunft erwarten würden.

Wie viel ist genug?

Immer dann, wenn die Basisgüter durch Wachstum beeinträchtigt werden, ist es genug. Es reicht sozusagen für ein gutes Leben. Der Staat, so die Autoren, hat die Aufgabe, seine ethischen Entscheidungen transparent zu machen, denn die scheinbare Neutralität der Politik sei de facto keine. Rechtliche Grenzen dienen dazu, prinzipiell allen Bürgerinnen und Bürgern ein gutes Leben zu ermöglichen. Und wenn jemand meint, er oder sie benötigten zum guten Leben noch ein Haus, ein schnelles Auto und ein Boot: Alles möglich, sofern es gesellschaftlich nicht auf Kosten der Basisgüter geschieht.

Ihre Gudula Buzmann

 

Robert Skidelsky & Edward Skidelsky, Wie viel ist genug?
Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens
Gebundene Ausgabe
Verlag Antje Kunstmann
ISBN 978-3-88897-822-7

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