Marlen Gabriele Arnold, Systemisch Denken und Handeln in Richtung Nachhaltigkeit

Buchbesprechung

Eine menschliche Eigenschaft ist es, durch Komplexität rasch überfordert zu sein. Wir neigen zur Vereinfachung und lieben lineare Wenn-dann-Verbindungen. Marlen Gabriele Arnold zieht uns bereits auf Seite 2 einen solchen Zahn: Wer Nicht-Nachhaltigkeit reduziert, steigert dadurch nicht automatisch die Nachhaltigkeit.

Bildungsauftrag

Um mit komplexen Systemen besser zurecht zu kommen, sollte nach dem Vorschlag der Autorin bereits in der Schule ein Bewußtsein für systemische Zusammenhänge gefördert werden. Das dazu nötige Denken beschäftigt sich nicht mit eher linearem Auswendiglernen, sondern wird systemisch, vorausschauend und visionär sowie kritisch-analytisch. Wissenschaftliche Ghettobildung weicht Interdisziplinarität. Kooperation und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel sollten überall gefördert werden. Medienkompetenz und wertebasiertes Urteilsvermögen gehören unabdingbar dazu.

Ambiguitätstoleranz

Als Folge ist eine gewisse Ambiguitätstoleranz zu erwarten, die Fähigkeit, Widersprüchliches auf gute Art auszuhalten und nicht zu schnell (scheinbar) aufzulösen. Denn aus systemischer Sicht berücksichtigt Nachhaltigkeit komplexe Interdependenzen zu Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Resilienz von Systemen ist in diesem Sinne die Fähigkeit zu transformativer Veränderung und nicht ein stures Beharrungsvermögen. Die Definition von Innovation würde ausgeweitet, weg vom rein technischen Schwerpunkt hin zu Innovationskonzepten, die auch Ökologie, Soziales und Ökonomie umfassen.

Andere Zeiten – anders wirtschaften?

Wir können uns mit unserem Zeitempfinden nicht vorstellen, wieviel Zeit Verbesserungen oder Verschlechterungen in Ökosystemen benötigen, bevor man als Mensch die Auswirkungen sieht. Wir tappen wieder viel zu oft in die Linearitätsfalle unter Vernachlässigung der systemischen Zusammenhänge. Wer also nachhaltiger werden möchte, muss anders an die Transformation herangehen, als oft noch üblich. Wie sehr wir mit individuellen Anstrengungen an systembedingte Grenzen stoßen, zeigt übrigens das Buch von Gabriel Baunach: „Hoch die Hände Klimawende. Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind“. Und doch kann man vielleicht schrittweise – unter Beachtung von Feedback-Schleifen und Rückkopplungseffekten – auch unsere Teilsysteme transformieren: die Wirtschaft, das Bildungssystem, das Gesundheitssystem und die Verwaltung. Bleiben Sie hoffnungsvoll.

Ihre Gudula Buzmann

 

Marlen Gabriele Arnold, Systemisch Denken und Handeln in Richtung Nachhaltigkeit
Wertewandel, Strategien, Innovationen, Konsum
Gebunden
Springer Gabler
ISBN: 978-3-662-68888-5

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