Auf die Ohren
Inzwischen ist meine Meinung differenzierter geworden, vieles höre ich sehr gerne und bin begeistert, wenn ich ein neues, inspirierendes Format finde.
Überaus cool kommt Dr. Pops Tonstudio daher. Der Standup-Comedian Dr. Markus Henrik zieht in drei Minuten einen Hit durch den Kakao, nimmt musikalische Effekte auseinander, erheitert und erweitert den musikalischen Horizont. So kann man in kurzer Zeit Expertise vermitteln. Termine für die abendfüllenden Shows auf der Homepage des Comedian reichen schon bis 2025.
Etwa 30 Minuten Zeit kostet 11KM: der tagesschau-Podcast. 11 Kilometer beträgt die maximale Tiefe des Marianengrabens, es ist die tiefste Stelle des Weltmeeres. Der Podcast widmet sich folgerichtig einem Thema „in aller Tiefe“. Die Relevanz ergibt sich aus den Nachrichten oder einer aktuellen Dokumentation. Inhaltlich wird eine Mischung aus Zusammenfassung und Hintergrundinformation geboten. Auch wenn man die Nachricht schon gehört hat oder später noch die Dokumentation sieht: Es ergänzt sich und langweilt nicht. Und wenn jenseits der dreißig Minuten keine Zeit bleibt, ist man überblicksartig gut informiert.
Zum Schluss wird es noch einmal musikalisch, diesmal in voller Länge von fast zwei Stunden. „Laut & Kantig“ und „Soundcheck“ auf radioeins, einem Sender des rbb. Ersteres ist ein Special-Interest-Podcast für Gitarrenrock-Liebhaber*innen. Die Fans kommen mit einer Mischung aus neuen und alten Stücken, Schwerpunktsendungen (z.B. Lange-Rillen-Special) und vielen Hintergrundinformationen quer durch die Genres auf ihre Kosten. Die Moderatorin Christiane Falk füttert darüber hinaus eine Playlist auf Spotify. Im „Soundcheck“ bespricht ein musikalisches Quartett in wechselnder Besetzung neue Alben (auch aus allen Genres), manchmal ziemlich kontrovers. Bei beiden Podcasts vergehen zwei Stunden für mich wie im Flug.
Von den genannten Podcasts kann man sich gut inspirieren lassen, wenn man selbst einen Podcast plant. Am Anfang steht die Idee mit Fragen wie: Gibt es eine Hörer*innenschaft, die ein stabiles Interesse hat? Wenn ja, wer soll in welcher Form dieses Interesse bedienen, eine Person oder zwei, immer dieselben Personen oder wechselnd, als Interview oder im Dialog? Gut beraten ist man, wenn man Urlaubszeiten und Vertretungen berücksichtigt. Soll es eine Sommerpause oder mehrere Staffeln mit Kreativpause zwischendurch geben? Wie hält man die Fans bei der Stange?
Es gibt natürlich immer noch Podcasts, die ich nur schwer ertrage, zum Beispiel Interviews mit vielen Ähs und Ems, bei denen ich froh bin, dass der wichtige Inhalt barrierefrei in einer Leseversion zugänglich gemacht wird. Aber damit sind wir eigentlich schon beim nächsten Thema, der inhaltlichen Dramaturgie.