Reicht die Handelsspanne?

Rein rechnerisch kann ein Unternehmen mit langem Zahlungsziel ziemlich lange wirtschaften und doch unrentabel sein. Indikator dafür ist die Handelsspanne, die monatlich in der BWA anhand der Differenz zwischen Umsatz (netto) und Wareneinkauf (ebenfalls netto) ermittelt wird oder der Prozentsatz, der als Handlungskostenzuschlag auf frei kalkulierte Ware aufgeschlagen wird. Der Wareneinkauf sollte im ersten Fall zu Einstandspreisen erfasst sein. Das bedeutet: Die in Rechnung gestellten Versandkosten sind enthalten.

Im abgebildeten Beispiel ist erkennbar, dass in manchen Monaten Umsatz (erste Zeile) und Wareneinkauf (zweite Zeile) nur geringfügig differieren. Der Rohertrag (dritte Zeile) ist zu gering, um davon alle laufenden Kosten bezahlen zu können, selbst wenn sonstige Erlöse (vierte Zeile) hinzukommen. Wer erst in späteren Monaten ausreichenden Rohertrag hat, um auch die Kosten vorhergehender Monate zu stemmen, benötigt zum einen ein gutes Liquiditätspolster und ist zum anderen finanziell verwundbar, wenn der Umsatz unter Plan und/oder der Einkauf über Plan ausfällt.

„Es hat noch immer funktioniert.“ Ja, möglicherweise. Aber wir haben es mit steigenden Kosten zu tun, auch beim Warenbezug und mehr noch bei Personal- und Energiekosten. Also lieber einmal die Monate der Zukunft mit Umsatz und Wareneinkauf eines guten Vergleichsjahres durchspielen. Dabei sollte man die Kostensteigerungen in bester Kaufmannstradition lieber zu hoch ansetzen und die Umsätze lieber zu tief. Unter den Handelsbranchen ist der Buchhandel gerade in einer komfortablen Lage, denn viele Buchhandlungen profitieren von der Anerkennungsprämie. Das Geld muss man in den Betrieb stecken, sei es mit neuer Hardware, für Veranstaltungen oder für energieeffizientere Lichttechnik und ein Lastenrad. Oder auch für eine Betriebsberatung, um zu prüfen, welche Verwendung der Prämien die einzelne Buchhandlung nachhaltig nach vorn bringt und langfristige Effizienzgewinne ermöglicht.

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